Das neue Leben in der Stadtrandsiedlung

Man freute sich, der Enge und Stickigkeit der Stadtwohnungen entflohen zu sein. Viele Familien mussten vorher in einem Zimmer hausen.  Da war das zwar sehr einfache und kleine Haus ein riesiger Fortschritt. Und jeder baute wie vorgesehen im eigenen Garten Obst und Gemüse an.  Auch wurden Tiere gehalten: Fast jeder hatte Hühner. Schafe und Ziegen wurden gehalten, Fleisch lieferten Enten, Kaninchen und manchmal sogar Schweine. So war für ausreichende Nahrung auch trotz der geringen Wohlfahrtunterstützung gesorgt.

Auch die Kinder konnten sich freuen: Freie Straßen, saubere Luft, Felder und Wiesen umher statt der Schilder „Das Spielen der Kinder in Haus, Hof und Flur ist verboten“.

Weniger schön war allerdings der Weg zur Schule in Alt-Marienfelde: Eisig kalt pfiff der Wind im Winter über das Feld, Geld für vernünftiges Schuhwerk war nicht vorhanden. Und in der Schule waren die Kinder aus der Erwerbslosensiedlung nicht immer wohlgelitten. Auch einige Jugendliche, die sich an Annehmlichkeiten des Stadtlebens wie Kinos und Lokale gewöhnt hatten, vermissten diese nun.

Der sich schon 1932 ankündigende Aufschwung der Wirtschaft setzte sich fort. Viele Männer fanden nun wieder Arbeit, die Frauen kümmerten sich um Haushalt, Kinder und die Bestellung des Gartens, säten, ernteten und weckten ein. Wer ein Fahrrad hatte, war glücklich, denn öffentliche Verkehrsmittel gab es erst „im Dorf“, wie Alt-Marienfelde genannt wurde. Ein Kolonialwarenladen in der Siedlung sicherte die Grundversorgung.

Eng war der Zusammenhalt unter den Siedlern, man half sich gegenseitig bei der teils ungewohnten Gartenarbeit und beim Ausbau der Häuser und dem Errichten von Nebengebäuden. So mancher alte Siedler konnte noch lange Zeit Teile seiner Arbeit auf anderen Grund­stücken bewundern.

Siedlervertrag von 1933

 

                Postkarte von 1934 mit Siedlungsstraßen

                Die Bewohner des Hauses Tilkeroder Weg 30 machen Heu in ihrem Garten

<== Die Häuser                                                                                                                                                             Faschismus, Krieg und Zerstörung ==>